Still lagen die Straßen und Wege des Kahlgrundes an Pfingstsonntag. Pferde weideten auf den Wiesen, Wanderer marschierten auf dem Weg zur Mittagsrast. Plötzlich kam Leben in diese Idylle. Eine bunte Reihe von über 20 Oldtimern tauchte auf. In ruhigem Tempo glitten sie über den Asphalt und hoppelten nur manchmal bei den Schlaglöchern. Eine Gruppe von klassischen Fahrzeugen der Oldtimerfreunde Aschaffenburg war unterwegs nach Alzenau, um das Jubiläum eines Oldtimerclubs AMC zu feiern.

Begonnen hatte die Tour in Goldbach. Unter dem schönen Motto eines Spielcasinos „Hier bin ich König“ trafen sich die Veteranen der Straße. Ältestes Fahrzeuge war ein Triumph 1800 Roadster aus dem Jahr 1947. Ein seltenes Automobil ist auch der Alpina (nicht BMW!) B6 3.5, von dem Ende der 80er-Jahre gerade mal 218 Stück produziert wurden. Auch die Zweitakt-Fraktion war zweimal vertreten: mit einem DKW F 94, einer viertürigen Limousine aus den 50er Jahren und einem F 12 Roadster aus den 60er Jahren mit Karosserie von Baur.

Größenmäßig ist bei uns ja normalerweise der Lincoln Town Car von 1989 nicht zu toppen. Mit einer Länge von 5,57 m und einer Breite von 1,98 m ist er eine imposante Erscheinung. Die 1,9 Tonnen Leergewicht werden von einem 4,9 Liter V8 mit moderaten 140 PS in Bewegung gehalten. Das ist das frühere American Life pur, dachte sich der kleine Fiat 500 Kombi, der mit seinen 555 kg Federgewicht schüchtern neben dem Lincoln stand. Aber es gab diesmal Konkurrenz in Form eines Cadillac Sedan aus dem Jahr 1956. Dieser schwarze Koloss ist 5,47 m lang, 2,03 m breit und ca. 2,1 Tonnen schwer. Allerdings ist sein 6 Liter V8-Motor mit ca. 280 PS auch entsprechend kräftig. Dieses Riesenschiff durch die engen Straßen unserer Heimat zu lenken, benötigt eine kundige Hand und zuweilen Geduld bei entgegenkommenden Fahrzeugen.

Dieter Joa und Henk Slotboom hatten die Tour perfekt organisiert. Entgegen den Unkenrufen eines vorwitzigen Teilnehmers stimmte die Streckenbeschreibung zu 100 Prozent. Die Strecke führte durch das Aschaffenburger Umland nach Schöllkrippen. Nachdem die Großbaustelle überwunden war, öffneten sich für die Teilnehmenden völlig neue Perspektiven auf den uns bisher unbekannten Straßen des Kahlgrundes. Zwar scheute ein Pferd, als sich der unheimliche schwarze Cadillac näherte, aber ansonsten löste das rollende Museum Freude und Winken bei allen Passanten aus.

In Alzenau schließlich reihten sich die Aschaffenburger Oldtimer ein in die große der Fahrzeuge, die sich unter der Burg versammelt hatten. Der 70. Geburtstag des Automobil- und Motorrad-Clubs Alzenau hatte viele Liebhaber veranlasst, zu einem großen Treffen zu kommen. Bei strahlendem Sonnenschein genossen die Teilnehmenden das bunte Treiben, bevor dann jeder individuell in die heimische Garage fuhr. Ein wunderschöner Tag für alle, die dabei sein konnten.

 

Text und Fotos: Rüdiger Bonneß