Die Ansage war klar: Dieser Samstag wird der bisher heißeste Tag in diesem Jahr. Die Hitzewarnstufe 1 war für Aschaffenburg aktiviert. Still lag der Schlossplatz im gleißenden Licht der unerbittlich strahlenden Sonne. Doch um 16.00 h war Schluss mit der Ruhe. Zunächst tauchten in roten Warnwesten gekleidete Gestalten auf, die zwei Beachflags mit dem Logo der Oldtimerfreunde und zehn Info-Ständer zu Oldtimerthemen aufstellten. Ein großes Plakat mit der Aufschrift „Echte Legenden hinterlassen Eindruck, keine Flecken“ verriet, dass die Oldtimerfreunde Pappen verteilten, um mögliche Öltropfen unter dem Auto aufzufangen.
Dann begannen die klassischen Fahrzeuge langsam einzutreffen. Freundlich von den Helferinnen und Helfern in Empfang genommen, erhielten die Fahrzeuglenker eine Ölpappe. Alle waren auch gerne bereit, eine Spende für den Aschaffenburger Verein Grenzenlos e.V. zu geben. Diese Freiwilligen-Organisation hilft den Menschen in unserer Region, die von Armut betroffen und auf Hilfe angewiesen sind. 800 Euro kamen so zusammen!
Die Temperatur stieg weiter, die Anspannung auch. Schließlich rief das Orga-Team zum Sammeln – gnädigerweise spendeten ein paar Bäume etwas Schatten. Rüdiger Bonneß erläuterte die Regeln für die Ausfahrt, Henk Slotboom und Detlev-Sven Neumann beschrieben die Streckenführung und gaben Tipps zur sicheren Navigation. Auch für nicht angemeldete Fahrerinnen und Fahrer gab es ein kleines Roadbook.
Derart motiviert, gingen die Teams zu ihren Fahrzeugen, die in der Hitze schmorten. Handtücher etc. waren auf die Sitze und Lenkräder gelegt worden, wohl um Verbrennungen zu vermeiden. Dann machten sich die schmucke Reihe auf den Weg. Fast alle überstanden die Strecke über Johannisberg und Rückersbacher Schlucht nach Sailauf und von dort nach Aschaffenburg zurück. Einige Oldtimer machten zwischendurch wegen Kühlungsproblem ein Päuschen. Und einige blieben einfach auf dem Schlossplatz zurück.
Der Platz blieb nicht lange verwaist. Nach und nach kamen weitere Oldtimer zur Präsentation. Und die dunklen Wolken am Himmel bewirkten, dass die Glut der Sonne deutlich reduziert wurde. Nach einer Stunde kehrten auch die ersten Tapferen von der Ausfahrt zurück. Der Schloßplatz füllte sich schnell, aber die Helfer der Oldtimerfreunde sorgten für Ordnung. Jedes Veteranenfahrzeug erhielt einen Stellplatz, ohne eingekeilt zu sein. Jetzt herrschte ein munteres Kommen und Gehen – die zahlreichen Attraktionen der Museumsnacht im Stadtgebiet lockten die Gäste an. Und die Menge der (meistens) chromblitzenden Schaustücke auf dem Schlossplatz waren die Attraktion für viele, viele Passanten.
„Kommunikation“ war das Thema der diesjährigen Kulturtage. Der Schlossplatz als zentraler Begegnungstage wurde dank der Oldtimer diesem Motto mehr als gerecht. Langsam sanken auch die Temperaturen. Die Besitzer der Autos erläuterten den Neugierigen ihre Fahrzeuge. Kinder bestaunten die alten Karossen. Und Familien oder Freunde trafen sich hier, um dann weiterzuziehen. Manch aufmerksamer Besucher informierte sich auf den Plakattafel, z.B. darüber, dass die Durchschnittsfahrleistung der Oldtimerfahrzeuge nur 1.500 km im Jahr beträgt. Die Oldtimerei ist auch kein Hobby nur für Reiche – der Durchschnittswert beträgt ca. 12.500 Euro.
Gegen 22.00 h senkte sich die Nacht über den Platz. Zeit für viele der Gäste, mit ihren liebevoll gepflegten Fahrzeugen die heimische Garage anzusteuern. Der Platz leerte sich zusehends. Eine gelungene Veranstaltung ging zu Ende. Nur ein paar einsame, vergessene Ölpappen zeugten davon, dass hier ein Zeugnis der automobilen Kultur geparkt hatte. Und am nächsten Morgen hatte das fleißige Orga-Team auch diese Spuren beseitigt.
Text und Bilder: Rüdiger Bonneß